All-Inclusive-Versicherungen

allinclusiveversicherungenIm Unglücksfall wollen Versicherungen ihren Kunden nicht nur Schadenersatz und Geldzahlungen bieten – die praktische Hilfe im Alltag wird immer wichtiger. Assistance-Pakete wirken praktisch, doch Verbraucherschützer weisen auf das Kleingedruckte hin. Vor allem ältere und allein stehende Personen sollen mit All-Inclusive-Angeboten angesprochen werden, glaubt Hedwig Telkamp von der Verbraucherzentrale Bayern: „Wer davon ausgeht, dass es in einer Notlage niemanden in seinem Umfeld gibt, von dem er entsprechende Hilfeleistungen erbitten kann, wird sicher leicht von einem solchen Angebot zu überzeugen sein“, meint Telkamp. Das bestätigt auch Allianz-Vorstand Gerhard Rupprecht: „Gerade von der Generation 55 plus werden Assistance-Lösungen nachgefragt, zumal es immer mehr Alleinstehende gibt, die in Notfällen nicht auf einen Partner oder auf die Familie zurückgreifen können.“ Infratest-Umfragen hätten gezeigt, dass die größte Angst der über 50-Jährigen darin bestehe, schwer zu erkranken oder zum Pflegefall zu werden. Fast 40 Prozent sorgen sich demnach, ihre Eigenständigkeit zu verlieren.

Bevor der Verbraucher von einem Rundum-Sorglos-Service profitiert, muss er sich jedoch erst durch ein undurchsichtiges Dickicht von Sonderbestimmungen kämpfen. Denn was bei den „All-Inclusive“-Policen tatsächlich inklusive ist, unterscheidet sich zum Teil deutlich. Der Phantasie der Unternehmen seien hier keine Grenzen gesetzt, meint Katrin Rüter, Referentin beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Einen Schritt weiter geht Georg Pitzl: „Ziel der Versicherer ist es, Produkte unvergleichbar zu machen“, sagt der gerichtlich zugelassene Versicherungsberater. Die Transparenz für den Verbraucher bleibe daher auf der Strecke. Auch bei versprochenen Kapitalleistungen sollten Verbraucher genau hinsehen: die Allianz stellt eine Prämie ab 20 Prozent Invalidität in Aussicht, eine lebenslange Rente wird ab 70 Prozent Invalidität gezahlt. Die Victoria zahlt eine Unfallrente bereits ab einem Invaliditätsgrad von 50 Prozent.

Verbraucherschützer betrachten Angebote wie All-Inclusive-Versicherungen kritisch: „Wer so eine Versicherung abschließt, wiegt sich in falscher Sicherheit“, sagt Hedwig Telkamp von der Verbraucherzentrale Bayern und ergänzt: „Das Problem dieses Versicherungsschutzes besteht aber darin, dass er nur im Falle eines Unfalles greift. Die gleiche hilflose Situation entsteht aber auch bei einer Krankheit, die jemand für mehrere Tage ans Bett fesselt.“ Wer wegen der Folgen eines Unfalls stationär behandelt wird, kann ebenfalls nicht von dem Schutzbrief profitieren. Doch diese Fälle kommen in der Regel im Alter häufiger vor. „Darüber hinaus werden zunehmend Eingriffe ambulant ausgeführt, weswegen ein Klinikaufenthalt häufig überflüssig ist“, sagt Hedwig Telkamp.

Besondere Vorsicht ist deshalb beim Kleingedruckten geboten: „Viele gehen davon aus, dass die Leistungen, mit denen geworben wird, versichert sind. Tatsächlich wird aber oft nur die Vermittlung der Dienstleistung übernommen“, sagt Lilo Blunck vom Bundesverband der Versicherten. So werde zwar der tägliche Menüservice organisiert, das Essen müsse aber gesondert gezahlt werden. Auch wenn die neuen Angebote bequem erscheinen: „Zunächst sollte man sich das Kernprodukt, also die eigentliche Versicherung anschauen, das Beiwerk der Assistance-Leistungen ist nebensächlich“, rät Versicherungsberater Pitzl. Außerdem müssten Zusatzleistungen nicht Bestandteil einer teuren Unfallversicherung sein, sondern könnten auch über Wohlfahrtsverbände im Heimatort individuell organisiert werden.